Am Freitag Vormittag starteten 16 Karateka aus unserem Verein die ca. sechsstündige Fahrt nach Westerloo (Belgien), um dort am „4th European Fullcontact Karate Camp“ teilzunehmen und ein Wochenende, vollgepackt mit spannenden Trainingseinheiten und neuem Input, zu erleben.
Angekommen am Ziel wurden wir nur kurz registriert, bekamen ein paar allgemeine Informationen, bezogen unsere 5-Bettzimmer in der Unterkunft auf dem dortigen Sportgelände und eine Stunde später um 19:15 Uhr begann schon die erste Trainingseinheit.
Etwas überraschend für uns war diese draußen geplant und so standen alle knapp 200 Karatekas, aus allen Stilrichtungen, in Blockformation und nach Gürtelfarbe sortiert pünktlich auf dem Trainingsplatz. Nach einem kurzen gemeinsamen Warmup bekam jede der vier gebildeten Gruppen zwei der aus ganz Europa und Japan angereisten Shihans (Großmeister) und Senseis (Meister) zugeteilt. Der Fokus meiner ersten 45 Minuten Session lag beispielsweise auf dem Bewegungs- und Distanztraining. Darauf folgte eine anstrengende Einheit mit einem Instructor aus Schweden, von welchem mir besonders zwei Sätze im Gedächtnis geblieben sind: „Be like a rabbit“ („Sei wie ein Hase!“, d.h. sei flink, wenig und unvorhersehbar in deinen Bewegungen) und „Train like you fight, fight like you train!“ („Du sollst trainieren, wie du kämpfst, und du wirst kämpfen, wie du trainiertst“).
Die letzte halbe Stunde trainierten wir dann im Dunkeln weiter. Zum krönenden Abschluss stand noch bis 22:00 Uhr eine Sparringeinheit (freier Kampf) an. Den Abend verbrachten wir noch zusammen im Zimmer, waren dann aber auch relativ platt und versuchten noch „eine Mütze voll Schlaf“ abzubekommen, um zum Frühsport 7:00 bis 8:00 Uhr zumindest halbwegs aufnahmefähig zu sein. Nach ein paar Liegestütze auf Fäusten auf der Tartanbahn, sowie Fitness- und Laufübungen waren wir aber doch ziemlich schnell wach, obwohl die Sonne währenddessen erst aufging.
Nach einem verdienten Frühstück absolvierte meine Gruppe ein Training mit der Karateweltmeisterin Sensei Emma Markwell aus Großbritannien mit vielen Fußtritten, sodass unsere anfangs weißen Karateanzüge durch den Regen und den Matsch draußen eine eher braun-graue Farbe annahmen. Ein besonderes Highlight war außerdem die nachfolgende Einheit mit dem Japaner, Tsukamoto Norichika, welcher uns eindrucksvoll zeigte, wie schnell, flexibel und beweglich man mit jahrelanger Übung und der richtigen Technik werden könne.
Von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr stand schlussendlich die letzte, aber auch die anstrengendste Session auf dem Plan. Ich hatte die Chance von Senseis und Shihans aus Ungarn oder Litauen zu lernen und viele Inhalte für mein eigenes Training mitzunehmen. Die Gruppen für das Sparring wurden dieses Mal nach männlich und weiblich, sowie nach Anfänger und Fortgeschrittene gebildet, sodass jeder die Gelegenheit hatte mit Gegnern zu kämpfen, auf welche man auch bei Wettkämpfen treffen könnte.
Besonderen Wert legte man beim gesamten Seminar auf ein Gemeinschaftsgefühl und Gruppenzusammengehörigkeit ganz dem Motto des Camps „Together we are better!“. Dieses Gefühl wurde nicht nur durch das gemeinsame englischsprachige Training, sondern auch durch Teamübungen, gemeinsames Singen (auf Englisch und japanisch) und die Sayonaraparty am Samstagabend generiert. Bis nach 2:00 Uhr nachts tranken, tanzten und lachten wir miteinander, was man einigen Teilnehmern am nächsten Morgen noch deutlich ansah.
Am nächsten Morgen brach ein Großteil unseres Teams nach einer letzten Einheit, etwas gehetzt, wieder Richtung zu Hause auf.